“Bist ja eher nicht so von hier. Rein optisch.”
Eine Frage, die ich in den letzten Jahren vermehrt gehört habe. Eine Frage, die irgendwie immer komisch ist. Klar, man gewöhnt sich dran. Und man soll sich ja nicht so anstellen.
Trotzdem ist die Frage, ihre Formulierung, und der Tonfall immer wieder etwas “Bemerkenswertes”. Denn es hat immer etwas mitleidiges, ausgrenzendes an sich. Mensch, du armer arab-mittelmeer-Typ, welches Schicksal hat dich denn in dieses magische Land voller Arbeit und Intellektueller verschlagen? Willst du hier etwa bleiben?
Anscheinend ist es aber auch normal geworden, dass man diese Frage wieder stellen kann. Oder meint es zu müssen, denn in dieser Frage kondensiert ja die “Entfremdung”, die in diesem Land derzeit grassiert. Man vermutet erstmal ins Blaue rein, dass jemand der optisch fremd ist, wirklich fremd ist. Selbst wenn man im makellosen Deutsch antwortet, entkräftet man die Vermutung nicht. Man wird dafür gelobt, wie gut man die Sprache in der kurzen Zeit gelernt habe.
Das also sind die Früchte unserer Integrationsbemühungen. Es stellt sich immer noch die Frage, welchem Kulturkreis man entspringt. Welchen Boden man als Heimat hat, was der Geburtsort ist, oder woher deine Eltern kommen. Es ist dabei auch egal in welcher sozialen Schicht ich mich bewege, die Frage kommt überall auf. Die Reduktion einer gesamten Person auf eine Abstammung. Ein deutscher Klassiker – dummerweise ein Drama.
Damit wäre dann auch die Frage beantwortet, ob es dieser Tage einen Rechtsruck in Deutschland gibt. Ja. Gibt es. Er manifestiert sich nur nicht darin, dass Asylbewerberheime abgefackelt werden. Er manifestiert sich in der Mitte der Gesellschaft, in den Gedankenwelten jedes Einzelnen. So bekackt die erste Form ist, die zweite ist verheerender. Wie soll man die auch bekämpfen? Wird man ja noch sagen/fragen dürfen…