Es ist immer einfach sich über bestehende Dinge aufzuregen. Und gerade in der hysterischen Gegenwart, deren Schlagzeilen zum größten Teil aus Superlativen besteht, ist es einfach sich über jeden Scheiß zu ereifern, als wäre genau das jetzt der Untergang unserer Zivilisation. Im Grunde genommen ist sie auch im Sterben begriffen. Deswegen wirken die Schatten der Vergangenheit ja so attraktiv auf viele. Die ausgetretenen, blutverschmierten Pfade gesäumt mit Millionen von Toten sind immer noch verlockender und sicherer als die nebelverhüllten Hochgeschwindigkeitsstrecken der Zukunft.
Trotzdem ist es an der Zeit, dass wir die Hysterie hinter uns lassen. Uns einmal sinnvoll und rational verorten und uns dann überlegen, in welche Richtung es gehen soll. Aber das braucht Zeit und Bereitschaft. Die Notwendigkeit ist zumindest mehr als offenbar.
Der Zeitgeist der Gegenwart ist nicht neu, soviel schon einmal vorweg. Ich zumindest fühle mich ans Hochmittelalter (in Europa) erinnert und ein Ausspruch aus der Zeit. “Wenn jetzt jedes Dorf schon ein Buch hat, was soll dann noch kommen!”, also gab es in der Vorstellung ja nur noch das drohende Weltenende als Option. Die Herrscher-Riege, im Zusammenspiel mit dem Vatikan, nutzte und befeuerte diesen Zeitgeist. Die einen als Begründung ihre Gebiete auszudehnen und den untergangsbefördernden, feindlichen Herrscher zu vernichten. Die anderen um mehr Seelenheil verkaufen zu können. Sprichwörtlich.
Dennoch war der Zeitgeist auch geprägt von der Angst, dass ja jetzt nichts mehr kommen kann. Die Dreifelderwirtschaft und eine relativ stabile politische Umgebung gewährten ungeahntes Wachstum. Und ja, im Vergleich zu heute lächerlich – das ist aber nicht der Punkt. Es war eine Zeit in der man sich schon einmal mit der Möglichkeit einer Überflussgesellschaft auseinander setzen musste.
Und da schließt sich der Kreis zur heutigen Zeit, wir sind erstmalig tatsächlich an der Schwelle zu einer Überflussgesellschaft. Jenseits von Mangel, Not und Kampf um das Überleben. Auch wenn die Namen heute grob Arbeitsplatz, Hartz4 und Krankenversicherung lauten, die zu Grunde liegenden Mechanismen lassen sich vergleichen. Nur funktionieren sie nicht mehr. Die Automatisierung, Roboter schlagen uns hinsichtlich Produktivität und Präzision vernichtend. Neurale Netzwerke sind prototypisch in der Lage uns Arzttermine zu besorgen. Welche Rolle spielt dann überhaupt noch der Mensch in dieser Welt? Was soll da noch kommen, abgesehen von hedonistisch paradisieschen Zuständen oder einer niemals endenden Höllenqual?
Die Antwort ist unbequem: Die Realität und wie wir sie ausformen. Und soviel kann ich verraten: Der gröbste Teil wird sich irgendwo in der Grauzone abspielen. Und die Antwort wird euch niemand geben können, denn der Prozess der Individualisierung ist schlicht an dem Punkt angekommen, dass gewöhnliche, bislang bekannte Gesellschaftsformen dem nicht mehr gerecht werden. Klar kann man versuchen eine Homogenisierung zu Erzwingen. Mit Hilfe von Shitstorms oder Pressekampagnen oder oder oder. Die Mechanismen des Prangers, des Ketzers, des Kreuzzuges… *gähn*
Oder man macht sich mal tatsächlich Gedanken wer wir sind. Wo wir hier sind, wie wir hier hergekommen sind. Und daraus folgernd sich eine Zukunft absteckt. Eine die sich zwischen den zivilisatorischen Abbruchbedingungen abspielt. Wo das ist, ist an sich egal. Das soll die Gesellschaft dann zeitimmanent entscheiden. Nur Aussterben wäre halt scheiße. Da sind wir uns denke ich alle einig.
Und genau dafür habe ich vor langer Zeit diese Domain gesichert. Eine neue Zeit zu schmieden, die allen halbwegs gerecht wird. Mit dem finalen Ziel einen Gesellschaftsvertrag zu formulieren, der der Gegenwart und der absehbaren Zukunft gerecht wird. Der auch jedem Einzelnen von uns gerecht wird.
Darum soll es in den nächsten Beiträgen gehen. Vermutlich damit beginnend, wer ich bin. Und wie ich an diesem Punkt angelangt bin. Danach werde ich versuchen mich den gesellschaftlichen Problematiken anzunähern. Es liegt also ein hoffentlich aufschlußreicher Weg vor uns.